Wechseln Patienten zu einem neuen Arzt, ist ein kurzer Check im Internet für die meisten mittlerweile üblich. Neben Google-Bewertungen finden Patienten in bekannten Arztbewertungsportalen zuverlässige Fachärzte und Allgemeinmediziner in ihrer Nähe. Viele Ärzte lehnen die Profilpflege in Portalen wie Jameda, Sanego oder DocInsider jedoch ab, da sie viel Zeit beansprucht. Lohnt sich der Blick auf Arztbewertungsportale und ihre Bewertungen für Ärzte also, oder handelt es sich um nicht aussagekräftige Plattformen ohne nennenswerte Auswirkungen auf den Ruf als Arzt?
Wie funktionieren Arztbewertungsportale?
Arztbewertungsportale wie Jameda sind gewinnorientierte Unternehmen, die ihre Einnahmen aus Werbung und dem Angebot von Premium-Profilen für Ärzte und Patienten generieren. Registrierte Nutzer können auf diesen Plattformen öffentliche Sternebewertungen und Kommentare zu ihrer Behandlung hinterlassen. Gegen Bezahlung können Ärzte sich eigene Profile mit Bildern und Beschreibungen anlegen, die in der Regel auch besser bewertet werden als automatisch generierte Profile für Bewertungen. Portale zur Bewertung registrierter Praxen, Ärzten und Kliniken können für Ärzte und Patienten mehr Transparenz bedeuten. Die kommerziellen Systeme sind allerdings nicht immer so seriös wie sie scheinen:
Welche Vorteile bringen Arztbewertungsportale für Ärzte und Patienten?
Obwohl Bewertungen in Portalen wie Jameda und Sanego nicht immer aussagekräftig sind, bieten Bewertungsportale für Ärzte auch viele Marketingchancen:
- SEO (Search Engine Optimization): Mit einem gut gepflegten Onlineprofil kann die Sichtbarkeit von Praxen und Ärzten im Netz erhöhrt werden.
- SERP Ranking: Das Linknetzwerk der eigenen Webseite wird durch Backlinks, die von Arztbewertungsportalen ausgehen, gestärkt, was sich positiv auf die Bewertung durch Suchmaschinen-Algorithmen auswirken kann.
- Glaubwürdige und gute Bewertungen in Onlineportalen vermitteln Patienten Sicherheit und können für Ärzte wertvolle Rückmeldungen sein, die Patienten im persönlichen Gespräch nicht erwähnen würden.
Welche Nachteile bringen Arztbewertungsportale?
Die möglichen Probleme für Bewertungen in Portalen wie Jameda und DocInsider sind vielfältig: Ärzte können aus unterschiedlichen Gründen auffällig gut oder auffällig schlecht bewertet werden, ohne dass die Kritikpunkte der Patienten zutreffen müssen. Solche Schwachstellen schmälern nicht nur die Glaubwürdigkeit von Ärzten, sondern stellen die Seriosität der Arztbewertungsportale immer wieder in Frage.
1. Subjektive Bewertungen
Subjektive Bewertungen durch schwierige Patienten fallen manchmal schlechter aus, als gerechtfertigt wäre. Bewertungsportale wie Jameda geben an, jede Bewertung elektronisch zu überprüfen.Erfahrungsberichte verschiedener Ärzte zeigen jedoch, dass auch leicht überprüfbare Bewertungspunkte wie die Praxiseinrichtung von Portalen häufig „übersehen“ werden. Gegen ungerechtfertigte Bewertungen und falsche öffentliche Aussagen können Ärzte juristisch vorgehen, wenn es sich nachweislich um Lügen handelt. Die Entfernung emotional geladener Bewertungen nimmt allerdings Zeit und Aufwand in Anspruch, gleichzeitig können Rufschäden nicht ausgeschlossen werden.
2. Sind gute Bewertungen in Arztbewertungsportalen gekauft?
Jede Bewertungsplattform für Ärzte ist auch eine Werbeplattform. Verbraucherschützer zweifeln deshalb am Neutralitätsversprechen von Plattformen wie Jameda und Co. Ärzte mit bezahlten Profilen werden laut einer Studie der ZEIT im Durchschnitt deutlich besser bewertet als Ärzte mit generierten Profilen. Obwohl Unternehmen wie Jameda die Bevorzugung von bezahlten Profilen bestreiten, scheinen negative Bewertungen für bezahlte Profile zumindest gründlicher geprüft zu werden als andere.
3. Keine ausreichende Kontrolle
Vor der Veröffentlichung der Patientenbewertungen wird durch Bewertungsportale in der Regel nicht geprüft, ob der Patient den Arzt je wirklich besucht hat. Auch Sternebewertungen können durch Portale nicht auf Angemessenheit überprüft werden. Mithilfe von Fake-Profilen lassen sich Arztbewertungsportale so leicht manipulieren. Wird die eigene Internetpräsenz auf Bewertungsplattformen nicht regelmäßig überprüft, bleiben ungerechtfertigte Bewertungen sogenannter schwieriger Patienten möglicherweise für Wochen oder Monate sichtbar.
Welche seriösen Alternativen zu kommerziellen Arztbewertungsportalen gibt es?
Die Bertelsmannstiftung erstellt im Auftrag der Bundesregierung jährlich die Weisse Liste mit geprüften Patientenbewertungen. Um Bewertungen von Ärzten zu beeinflussen, müssen Patienten ihre Versicherungsnummer angeben und nachweisen, dass ein Besuch stattgefunden hat. Die Weisse Liste hat einen rein informativen und keinen werblichen Zweck und gilt somit im Vergleich zu kommerziellen Arztbewertungsportalen im Internet als deutlich zuverlässiger.
Wie können Ärzte auf schlechte Patientenbewertungen reagieren?
Die Profilpflege in Portalen wie Jameda ist für Ärzte und Praxen nahezu unumgänglich, wenn die Bewertung unterdurchschnittlich ausfällt oder Patienten schlichtweg Lügen verbreiten. Um eine gute Bewertung im Internet zu erzielen, können Ärzte verschiedene Marketing Maßnahmen einleiten:
- Gegen rechtswidrige Behauptungen und ungerechtfertigte Bewertungen im Netz sollten Ärzte so schnell wie möglich vorgehen. Plattformen wie Jameda löschen ungerechtfertigte Rezensionen und Sternebewertungen auch nach Monaten, wenn die Rechtswidrigkeit der Aussage nachgewiesen werden kann.
- Das Anlegen eines bezahlten Profils könnte sich negativ auf die Glaubwürdigkeit von ärztlichen Internetauftritten auswirken. Linkbuilding SEO-Strategien und die Sichtbarkeit in Suchmaschinen können durch bezahlte Profile jedoch optimiert werden.
- Glaubwürdige Kommentare von Patienten sind immer wertvolle Rückmeldungen für Ärzte. Wird beispielsweise besonders häufig eine lange Wartezeit als Kritikpunkt genannt, können Ärzte dieses Problem praxisintern beheben.
Wie können Patienten und Ärzte Patientenbewertungen prüfen?
Ob Bewertungen von Patienten in Arztbewertungsportalen seriös und aussagekräftig sind, lässt sich anhand verschiedener Punkte überprüfen. Durchweg positive Bewertungen mit Bestnoten und ohne Kritikpunkte erscheinen beispielsweise eher unzuverlässig. Um mehr über die Aussagekraft von Bewertungen zu erfahren, sollten Patienten und Ärzte die Bewertungskriterien überprüfen. Viele Plattformen geben in Fragebögen verschiedene Bewertungskriterien vor, die die Gesamtbewertung auf unterschiedliche Weise beeinflussen. Der Vergleich verschiedener Arztbewertungsportale bringt für Patienten und Ärzte oft Klarheit über die tatsächliche Einschätzung von Patienten. Fällt die Bewertung für einen Mediziner auf Plattformen mit bezahlten Profilen deutlich besser aus als auf frei zugänglichen Plattformen, sollten Patienten Bewertungen nicht zu viel Bedeutung zuschreiben.
Fazit: Sind Arztbewertungsportale irreführend für Patienten?
Rezensionen und Profile in Arztbewertungsportalen können für mehr Transparenz im Praxisbetrieb sorgen und die Kommunikation zwischen Ärzten und Patienten verbessern. Verschiedene mögliche Fehlerquellen von subjektiven und rechtswidrigen Patientenbewertungen bis hin zu unglaubwürdigen Top-Bewertungen erschweren jedoch die objektive Einschätzung von Ärzten und Praxen anhand von Arztbewertungsportalen. Gewinnorientierte Unternehmen wie Jameda und Co. verkaufen sich als Bewertungs- und Werbeplattformen, zahlende Kunden müssen deshalb von der Erstellung ihrer Profile
Der SEO-Check für Ärzte
- Prüfen Sie regelmäßig Ihre Bewertungen in Arztbewertungsportalen
- Nehmen Sie Kritik an und gehen Sie gegen rufmörderische Beschwerden ohne Grundlagen vor, indem Sie die zuständige Plattform einschalten
- Bedanken Sie sich in den Portalen gelegentlich für gute Bewertungen bei zufriedenen Patienten
- Die Einrichtung eines bezahlten Profils kann sich positiv auf Ihre Sichtbarkeit in Suchmaschinen auswirken und das Linknetzwerk Ihrer Webseite stärken